Festrede von Julius Glietsch anlässlich des Festabends am 8. Mai 1999


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 Zur Person Julius Glietsch 

1923 – 1939                                                                                                                  
Die Chronik eines örtlich gebundenen Vereins, wie unseres Schützenvereins, der auf 75 Jahre seines Bestehens zurückblicken kann, wird erst verständlich mit der Einbindung in die allgemeine Zeitgeschichte überhaupt und im besonderen zur Entwicklung der Heimatgemeinde.   

Aus diesem Bezug lässt sich die Vereinsgeschichte von seiner Gründung her bis zur Gegenwart nicht trennen und es wird auch in Zukunft so bleiben.

Als 1923 aus dem Jungbauernverband heraus 16 Männer den eigenständigen Schützenverein gründeten, hatte Eschenbach noch nicht einmal 400 Einwohner. Aus dem vierjährigen blutigen Ringen der Völker im Ersten Weltkrieg kehrten in diesen kleinen, bäuerlich geprägten Ort 8 Männer nicht mehr zurück.
Die Not des Krieges war fast übergangslos in das wirt-schaftliche Elend der kaum 4 Jahre bestehenden Friedenszeit übergegangen. Die alte Ordnung war zerbrochen und für eine neue war der fortwährende Niedergang des Landes in allen Bereichen kein Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft.
Die Wirtschaft war zerrüttet; Arbeitslosigkeit und die unvorstellbare tagtägliche Geldentwertung waren der Großrahmen auch für das dörfliche Leben in dieser schweren Zeit.
Um so höher ist der Wagemut jener 16 Männer zu werten, sich selbst und auch dem Dorfleben durch kameradschaftliches Zusammenstehen neue Impulse für die Zukunft zu geben.

Es war tatsächlich mehr als nur eine Vereinsgründung in diesem kleinen Eschenbach, was 1923 hier geschah.

Über die Organisation des Vereins in den ersten Jahren seiner Tätigkeit geben die noch vorhandenen Unterlagen wenig her. Nur der einzige noch überlebende Gründer und Ehrenmitglied Eugen Schurr (Jg. 1906), kann über diese Zeit  aus eigener Erinnerung berichten. Aber, wie es bei einem deutschen Verein und erst recht bei einem schwäbischen unverbrüchliches Gesetz ist, wird über das Geld lückenlos Kassenbuch geführt.
In gestochen sauberer Sütterlin-Handschrift haben die Kassenwarte des Vereins bis Kriegsbeginn über die Finanzen Buch geführt und Rechenschaft abgelegt.
Und das Geld war bei der Vereinsgründung nicht nur knapp, sondern auch schwindsüchtig wertlos.

Ende 1923 hatte der US-Dollar inzwischen den Wert von 4,2 Billionen Papiermark erreicht. Eine Billion = 1000 Milliarden und 1 Milliarde sind1000 Millionen!

Dass bei diesen astronomischen Geldwerten,  besser gesagt: Geldunwerten,
keine Vereinskasse zu füllen war, liegt auf der Hand. Erst nach der Währungsreform im Winter 1923/24 wurde das Inflationsgeld durch die langsam stabilere Mark abgelöst.

Die Vereinsfinanzen blieben bis zum Kriegsbeginn 1939 weiterhin knapp.

Aber aus dem Kassenbuch lässt sich dennoch über den Sportbetrieb aus der Vereinsfrühzeit etwas herauslesen. So ist zum 30. Juli 1925 die Ausgabe von 6 Mark für eine Gewehrreparatur beim Waffen-Allmendinger in Göppingen vermerkt. Um was für ein Gewehr es sich dabei gehandelt hat, konnte nicht recherchiert werden. Aber immerhin wurden schon am folgenden 16. August wieder 6 Mark für Patronen und weitere 9 Mark 30 zum gleichen Zweck am 18. Oktober ausgegeben.
Auch die Beiträge für den Württ. Sportverband - mit 25 Mark für damalige Zeit doch schön happig - belegen den lebhaften Sportbetrieb.
Schon am 3. November 1925 wird der erste Vereinspokal für 5 Mark gekauft.

Der Schießsport wurde zunächst mit Zimmerstutzen im Saal des Gasthauses "Lamm" ausgeübt, dessen Besitzer Gründungsmitglied Willi Wahl war. Aber der KK-Schießsport, der gleichfalls von Anbeginn Vereinssport war, wurde im Freien ausgeübt. Einmal im Bereich des späteren 1. Schießhauses an der Hasengasse, aber auch im Garten des Adolf Stohrer, ebenfalls Gründungsmitglied und treuer Gönner und Förderer des Vereins bis zu seinem Tode.
Schon der Gedanke an diesen risikoreichen Freiluft-Schießbetrieb lässt wahrscheinlich heute noch unsere Sicherheitsbeamte erschauern und die verstorbenen im Grab rotieren!

Frühzeitig beschloss der junge Verein den Bau eines eigenen Schießhauses mit abgeschirmter Schießbahn. Schon 1925 wurden die Mitglieder und Gönner des Vereins gebeten, für dieses Ziel Geld als so genannte „Bausteine“ zu spenden. Und die Bereitschaft dazu hielt an. Private Darlehen flossen diesem Fond zu. Der Verein begann auch, sich aktiv am geselligen Leben im Dorf zu beteiligen und die Verbundenheit mit anderen Vereinen zu pflegen.

Die erste öffentliche Tanzveranstaltung datiert aus dem Januar 1926 und erbrachte einen Reinerlös von 7 Mark für den künftigen Bau. Es folgten Einnahmen aus dem Getränkeverkauf bei verschiedenen Eigenveranstaltungen.

Schon 3 Jahre nach der Gründung konnte der Schützenverein Eschenbach sein erstes Schießhaus an der Hasengasse erstellen! Wahrlich eine bemerkenswerte Solidaritätsleistung der Vereinsmitglieder, aber auch mit Unterstützung aus der Einwohnerschaft. Schon im April 1926 wurde Richtfest gefeiert.

Eschenbach erhielt im gleichen Jahr eine Haltestation der Bahnlinie Göppingen - Boll.   




Das 1. Schießhaus an der Hasengasse, auf Gemeindegrund erstellt, blieb bis 1945 in Nutzung durch den Verein. Für einige Jahre war es zu einer Notwohnung für eine Vertriebenenfamilie umgebaut und ging schließlich in Nutzung des Albvereins über, nachdem der Schützenverein seinen neuen Standort an der Schlater Straße gefunden hatte.

Dass der Schützenverein in Eschenbach von seiner Gründung an in der Bevölkerung einen starken Rückhalt hatte, zeigen auch die Mitgliedsgenerationen einiger Familien aus dem Altort.
Dazu zählen vornehmlich die Familien der Stohrer, Rapp, Mühlhäuser, Mayer, Stolz, Straub, Wagner, Eitle u.v.a.  Aus ihren Reihen gingen und gehen Vereinsträger hervor. Diese Vereinstreue aus Altfamilien hat in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg durch die Aufnahme von Neubürgern eine neue Ergänzung erfahren.

Nur 2 Vorstände hatte der Schützenverein bis 1945, was die Verankerung des Vereins im Dorfleben deutlich unterstreicht.
Von 1923 bis 1925 amtierte Richard Heinz als Vorstand und von 1926 bis 1945 Andreas Wagner.

Die Folgejahre seit dem Bau des 1. Schießhauses waren geprägt von intensiven sportlichen Aktivitäten mit Teil-nahmen an Gruppenwettbewerben mit anderen Schützenvereinen. Das bezeugt wieder das unbestechliche Kassenbuch. Auch in den Jahren der Weltwirtschaftskrise bis zum Umbruch 1933 hat der Verein seine Aufgaben erfüllen und sich eigenständig verwalten können. Mannigfaltig sind neben dem Sport die Vereinsveranstaltungen als Verbundenheitsbeitrag zum Dorfleben und seiner Einwohner.

Mit dem Jahr 1933 erreichte auch die große Politik unseren Ort. Die erste Demokratie in Deutschland, die Weimarer Republik, wurde abgelöst von einem Staat, der als "Drittes Reich" dem gedemütigten deutschen Volk Befreiung vom Siegerdiktat von Versailles, wirtschaftlichen Aufschwung und Ansehen in aller Welt versprach.
Es ist deshalb billig und abwegig, im Nachhinein die bereitwillige Aufnahme der neuen Machthaber durch den Großteil des Volkes zu verurteilen.

Dass sehr bald diese Erwartungen durch eine rigide politisch-weltanschauliche Zielsetzung in allen Lebensbereichen enttäuscht wurde, bekamen auch die Vereine zu spüren.
Weg vom reinen unpolitischen Sport hin zum straff zentralistisch organisierten "Reichssport" war die Losung.

So bekam auch der Schießsport eine neue Bedeutung durch gezielte Ertüchtigung für andere Zwecke. Diesem Ziel wurden alle gleichgeschalteten Vereine, so auch der Schützenverein unterworfen. In diesen 6 Jahren bis zum Kriegsbeginn vermerkt das Kassenbuch diesen deutlichen Wandel für den Verein.

Ausgaben für das "Reichssportblatt" und Beiträge für ver-schiedene NS-Organisationen sind stetige monatliche Last.
Der Verein wird eingespannt für verschiedene Parteisammlun-gen: Winterhilfswerk, „Hilf-Mit-Aktion" der HJ, NSV u.a.

Auffallend ist der sinkende Kassenstand des Vereins. Waren in den Jahren bis 1933 Jahreskassenbestände mit durchschnittlich 800 Mark und gar 1930 mit einem Höchst-stand von 1586.64 Mark zu verzeichnen, sinken jetzt die Kassenbestände bis zum Kriegsbeginn auf ganze 42.84 Mark.

So endet mit dem Kriegsbeginn 1939 der erste Abschnitt der wechselvollen und doch insgesamt erfolgreichen Vereinstätigkeit. In schwerer Notzeit gegründet, hat der Schützenverein in den bisherigen 16 Jahren seines Bestehens, neben den sportlichen Aktivitäten mit Wettbe-werbskontakten zu Nachbarvereinen, ein eigenes Schießhaus erstellt und sich im Dorfleben durch rege Veranstaltungen einen geachteten Platz erarbeitet.

Eschenbach hatte 1939 immer noch nicht die magische Zahl 400 für Einwohner überschritten. Am 17. Mai 1939 registriert die Statistik 392 Einwohner für unseren Ort.
Der Schützenverein selbst hat jetzt 47 Mitglieder; ein erstaunlich hoher Bevölkerungsanteil, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass damals nur Männer den Verein bildeten.
Hervorzuheben ist für diese Zeit, dass die Mitglieder erstaunlich regelmäßig mit Geldbeträgen unterstützten und mit freiwilliger Arbeit nicht nur den Bau des Schieß-hauses bewerkstelligten, sondern auch dessen Unterhaltung.

Zur Stützung der Vereinsfinanzen gewährten viele Mitglieder Darlehen, die später nur z.T. zurück zu zahlen waren. Nicht vergessen bleiben darf die wohlwollende und auch finanzielle Unterstützung des Vereins durch die Gemeinde.

Als einzige Fundgrube über die Vereinstätigkeit ist das schon erwähnte Kassenbuch. Allgemein lässt sich daraus herauslesen, was wo für oder von wem in Geld oder Arbeit geleistet wurde. Auch über die sportlichen Tätigkeiten ist Beleg. Leider fehlt ein Hinweis auf Mannschafts- oder Einzelerfolge.
Der Schützenverein, ein kleiner, aber wichtig ge-wordener Ortsverein, hatte sich als lebensfähig erwiesen.


1939 – 1951     [ nach oben ]

Über die aktive Tätigkeit des Schützenvereins während den Kriegsjahren liegen keine Belege vor. Mitgliedsbeiträge sind vermerkt, woraus geschlossen werden kann, dass der Verein lebte.

Der 2. Weltkrieg und seine Folgen hat das kleine Eschenbach ungleich schwerer als der 1. Weltkrieg getroffen.


Alle wehrfähigen Männer - und das waren auch die meisten Schützenkameraden - mussten den berühmten "feldgrauen Rock" anziehen. Für viele wurde er zum Leichenkleid; andere konnten ihn erst nach Jahren der Gefangenschaft ausziehen.
Mit 21 Gefallenen, davon 14 Schützenkameraden, und 14 Vermissten zahlte Eschenbach den zweiten Blutzoll des Jahrhunderts.

Doch die größte Prüfung stand noch bevor. Der jahrelange Bombenkrieg der Alliierten hatte längst Deutschland zum Kriegsschauplatz gemacht. Seit Ende 1944 drängten im Osten und Westen alliierte Truppen ins Reichsgebiet und machten es zum Bodenkriegsschauplatz.
Am 20. Apri1 1945 - ein ominöses Datum - standen plötzlich amerikanische Panzer im Dorf. Eschenbach wurde kampflos besetzt. Am 8. Mai ist dann für ganz Deutschland der Krieg zu Ende.

Schon bald beginnt sich auch für unseren Ort der ganze Umfang der furchtbaren nationalen Katastrophe bedrückend abzuzeichnen. Zu den bereits im Dorf lebenden Evakuierten kommt am 26. Januar 1946 der erste Schub heimatvertriebener Deutscher hierher; weitere Züge folgen.

Das, was wir zur Zeit auf dem Balkan mit der Vertreibung von Menschen aus ihrer angestammten Heimat erleben, ist seit 1945 fast 13 Millionen Deutschen widerfahren. Sie wurden aus jahrhundertealten Heimatsitzen ethnisch ausgesäubert!

Wo war damals das Gewissen der Welt?

Deutschland war von fremden Truppen besetzt und in vier Besatzungszone aufgeteilt, wo die Militärregierungen die Staatsgewalt ausübten. Im Osten wurden große Gebiete abgetrennt und somit Fremdland.
Für unseren Landesbereich haben die Amerikaner die Regierungsgewalt übernommen.

Totale Entwaffnung der Deutschen stand als erste Militärverordnung an. So mussten auch in Eschenbach gleich beim Einmarsch der  Amerikaner alle Waffen abgeliefert werden.
Der damalige Schützenvereinsvorstand Andreas Wagner lieferte den Amerikanern 4 KK-Gewehre ab, die diese sogleich zerstörten, wie er selbst unterschriftlich dazu vermerkte.

So war Eschenbach und auch der Schützenverein waffenlos!

Wie alle Vereine, wurde auch der Schützenverein auf Besatzungsgeheiß aufgelöst und jede Vereinstätigkeit verboten. Die Zeiten für irgendeine Vereinstätigkeit waren ohnehin nicht dazu angetan. Wieder hielt die Not Einzug.

Mit dem stetig anwachsenden Zuzug von Heimatvertriebenen setzte für Eschenbach eine gründliche soziale und konfessionelle Umschichtung der Bevölkerung ein. Dieser Prozess wird in rascher Folge einen gewaltigen Umbruch für das Dorf mit sich bringen.
Aus dem alten bäuerlichen Eschenbach wird zunächst, weit abgesetzt vom Altdorf, in der Nähe des "Bahnhofs", der ja eigentlich nur eine Haltestelle war, für Heimatvertriebene ein Baugebiet erschlossen. Hier entsteht der Kern einer neuen Siedlung, deren Einwohner aus vielen Teilen Europas hier eine neue Bleibe finden. Das wirkt nach.

Der neue Ortsteil wuchs rasch auf den alten Teil zu und beherbergt heute viel mehr Einwohner als das Altdorf. Die Bevölkerungszunahme zeigt den rapiden Wandel schon nach einigen Jahren.
Hatte Eschenbach 1939 noch 392 Einwohner, war es Ende 1946 genau 541 und 1961 bereits 758 und 1972 war sogar die Tausendergrenze mit 1104 Einwohnern überschritten. Aktueller Stand: über 2.200 Einwohner.

Dieser Bevölkerungszuwachs wird von 1946 an die künftige Gemeindestruktur gründlich ändern. Die Neubürger bringen eigene gesellschaftliche Strukturen und Ansprüche mit. Aber aus der gegenseitigen Einsicht, dass zwischen Alt- und Neubürgern eine Dauergemeinschaft zu werden hat, beginnen bereits im Schlummer der Vereinsverbote die gemeinsame Suche zu Formen der Zusammengehörigkeit.

Zunächst konnte nur der Altteil des Dorfes Vereinsstrukturen bieten.

Und so wuchs schon bald für die neu zu gründenden Vereine - besser gesagt: für ihre Fortführung - von den Neubürgern her ein zusätzliches Potential zu. Förderlich war diesem Trend unzweifelhaft die gemeinsame deutsche Sprache.

Inzwischen lockerten die Besatzungsmächte die Vereinsverbote selbst, und nach der Gründung der Bundesrepublik 1949 wurde die Vereinsfreiheit wieder nach deutschem Recht allgemein gestattet.

Die Traditionsvereine begannen mit neuen, demokratisch geprägten Satzungen den Neuaufbau.

Für den Schützenverein sollte der 5. September 1951 zum Tag der Neugründung werden!

Das handschriftliche Protokoll dieser Versammlung um 8 Abends im "Lamm" ist erhalten; vom Schriftführer Gotthilf Rapp geschrieben und vom Vorstand Gotthilf Straub gegengezeichnet.
Es ist eine wichtige Akte des Vereins, und der Chronist glaubt deshalb, es der Festversammlung ungekürzt vorzutragen müssen, weil der Text treffend beweist, dass der Mitgliederkern des Vereins energisch bereit war, den Schützenverein zu neuer Blüte zu bringen. Aufbruch und Ausblick sind die Leitsätze des Protokolls.

Wortlaut des Protokolls vom 5.9.1951:

„Die ehemaligen Mitglieder des Kleinkaliber-Schützenvereins Eschenbach trafen sich am 5.9.51 im Gasthaus z. Lamm, um zu der Neugründung eines Schützenvereins Stellung zu nehmen.



 Gleichzeitig sollen von der neuen Vorstandschaft Schritte unternommen werden, um das vom Staat im Jahr 1945 beschlagnahmte Schießhaus wieder zurück zu bekommen. Die Anwesenden waren bereit, einen neuen Schützenverein unter der Bezeichnung "Schützenverein Eschenbach" zu gründen.

In die Vorstandschaft wurden gewählt:
 1. Vorstand: Gotthilf Straub; Stellvertreter: Adolf Stohrer, Fuhrunternehmer; Schriftführer: Gotthilf Rapp;
Kassier: Albert Ruß;
Ausschussmitglieder: Georg Rauscher; Gotthold Mühlhäuser, Christian Eitle Jun., Eugen Schurr;
Vereinsdiener: Jakob Ruß.

Die Vorgeschlagenen nahmen ihr Amt an und betonten, dass sie es als ihre Aufgabe betrachten, zunächst das beschlagnahmte Schießhaus wieder in das Eigentum des Vereins zurückzubekommen, zumal der Verein vom Dritten Reich nicht belastet ist.

Betreffs Aufstellung der neuen Vereinssatzungen wurde beschlossen, die neuen Satzungen des ebenfalls wieder neugegründeten Schützenvereins Dürnau als Muster zu nehmen. Kleine Abweichungen, die beanstandet wurden, soll der Ausschuss in einer am 7.9.1951 stattfindenden Sitzung diskutieren und entsprechend abändern.

Ferner waren sich alle Anwesenden darüber einig, dass der neugegründete Verein mit dem bestehenden Gesang-verein "Frohsinn" Eschenbach in jeder Weise harmonisch zusammen arbeiten soll, zumal die Mitglieder beider Vereine ziemlich dieselben sind.
Als Vereinslokal wurde das alte Lokal "Lamm" wiedergewählt.
Die Anzahl der Mitglieder, die dem Verein wieder beigetreten sind, beträgt am Tag der Gründungsversammlung 25.
Um 11 Uhr schloß der neugewählte Vorstand die harmonisch verlaufene Versammlung."
Gezeichnet:
Schriftführer: Gotthilf Rapp
Vorstand:    Gotthilf Straub“

Das war der Neubeginn des Schützenvereins Eschenbach nach Kriegszeiten und Vereinsverbot!

Als Chronist darf ich anfügen, dass in diesem Protokoll der Schützenverein besonders die traditionelle Weiterführung der Freundschaft zum Gesangverein hervorhebt und damit wieder einen Verbund für das künftige Dorfleben schafft.

Dass die Zusammenarbeit des Schützenvereins mit anderen Ortsvereinen selbstverständlich war und bleibt, zeigt beweiskräftig die heutige Jubiläumsveranstaltung, die von anderen Vereinen mitgestaltet wird.

1951 - 1998/99         [ nach oben ]

Mit der Neugründung des Vereins 1951 beginnt der wichtigste Abschnitt seiner Entwicklung bis zum heutigen Jubiläum. Das ist schon gelebte Gegenwart und im Bewusstsein der Bevölkerung so erinnerungsfähig, dass die gedrängte Aufzählung bestimmter Entwicklungsetappen des Vereins genügen kann, um seinen Weg zum heutigen modernen Stand in sportlicher Sicht und zum baulichen Standard aufzuzeigen.

Es ist deshalb nicht möglich, die noch wirkende Vereinsgegenwart im Rahmen dieser Kurzchronik so analytisch darzulegen, wie sie es verdient:
Das sollte einer späteren Aus-wertung in einer Gesamtchronik des Vereins vorbehalten bleiben.
Darum werden manche Ereignisse nicht aufgezählt werden können, die dem einen Vereinsakteur oder auch der Allgemeinheit für wichtig erscheinen. Damit ist jedoch keine Geringschätzung dieser Ereignisse und der dabei tätig gewesenen Personen verbunden.
Der Chronist bittet hierfür um Verständnis.

Wie im Gründungsprotokoll deutlich geworden, war der Verein gleich bemüht, für die Sportausübung auch gute bauliche Voraussetzungen zu schaffen. Das alte Schießhaus konnte auch nach Rückgewinnung diese Bedingungen nicht mehr erfüllen.
 Der private Schießstand im Garten des Gründungsmitgliedes Adolf Stohrer musste auf Behördengeheiß abgebrochen werden.

Aber da zeigte sich in dieser Umbruchzeit der ganze Wagemut der Vereinsführung. Schon längst war das Gelände hier an der Schlater Straße für eine Bebauung erworben. Und es ist eine hoch einzuschätzende Weitsicht gewesen, ein so großes Grundstück zu erwerben, von dessen Nutzung zum heutigen vorläufigen Endstand man damals sicher nicht ahnen konnte.

Dieses Grundstück ist schließlich überhaupt die Grundlage für die Vereinsentwicklung:

Energisch wurde die Planung für ein Schützenhaus vorangetrieben. Den finanziellen Fundus zum Bau legten Vereinsmitglieder selbst, indem sie für das Darlehen von 5000. - DM Bürgerschaften übernahmen. Eine heute kaum mehr zu erzielende Eigenbelastung für ein Vereinsvorhaben.

Neben dem organisierten sportlichen Wettbewerb begann bereits in diesen, noch "hauslosen" Jahren, die Freizeitgestaltung im Vereinsleben eine gewichtige Rolle zu spielen.
Der Mitgliederschub aus den Neubürgern stand mit dazu Pate. Heute ist die Mannigfaltigkeit der vereinseigenen Veranstaltungen und Beteiligungen am Geselligkeitsleben der Gemeinde eine Klammer von hohem Stellenwert für die Mitglieder selbst und zu anderen Vereinen.

Diese, wenn man es so sagen will, „Nebentätigkeit“ des Vereins außerhalb des Satzungsauftrages, gilt es auch zukünftig weiter zu pflegen.


Die Fülle dieser Vereinstätigkeiten sind so aktuell präsent, dass ihre Aufzählung erlassen bleiben kann.

Doch zurück zum Bau der Kernzelle dieser Sportanlage und des Schützenhauses.

Nach dem Einreichen des Baugesuches Anfang 1956 begann zunächst das Gerangel mit den Behörden. Allerdings beginnt mit der Überbauung des verdohlten Eschenbaches in der Bachsenke eine bauliche und genehmigungsrechtlichte
Dauerhürde, die bis heute andauert.

Mit geringen Geldmitteln begonnen, aber in einem mit freiwilligem Arbeitseinsatz der Mitglieder erstellten Gebäudes, konnte nach dem Richtfest im November 1957 am 30. und 31. Mai das Schützenhaus mit einem Großfest eingeweiht werden.
Der Verein hatte wieder ein eigenes Haus. Es sollte bis 1970 so dem Verein für Sport und Geselligkeit dienen. Gemessen am damaligen Mitgliederstand war dieser Bau eine große Leistung.

Allein die freiwillige Arbeitsleistung ist hierzu hervorzuheben!

So hatten bis zum Richtfest allein 3 Spitzenarbeiter diese Leistung angeführt:
Walter Rapp mit 289 Stunden; Adolf Stohrer  schaffte 272 und Josef Schmidt 263 Stunden am Bau!
Über deren weitere Arbeitsleistung zum Ausbau ist im Protokoll nichts mehr vermerkt.

Freiwillige Arbeit der Mitglieder blieb und bleibt unerlässlicher Bedarf für die Bewältigung der Vereinsaufgaben.
Das ist auch so geblieben! Wandel dazu!

Das Schützenhaus wurde in Folge von den Vereinsmitgliedern abwechseln bewirtschaftet. Dazu ist schmunzelnd über den Beschluss des Bierlieferanten nachzulesen.
Am 12. Mai 1958 beschließt der Ausschuss für die nächsten Tage eine Fahrt nach Eislingen zum dortigen Vertreter der Münzbrauerei, um sich... von der Qualität des Bieres zu überzeugen!
Dieser Biertest muss zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen sein, denn noch heute wird das Bier der Münzbrauerei Günzburg im Schützenhaus ausgeschenkt.

Der nächste Schritt zum Aus- und Umbau des Hauses wurde Anfang 1970 ins Auge gefasst. Die LG-Schießbahn genügte nicht mehr den Sicherheitsvorschriften.
Auch hatte der Verein noch keine KK-Schießbahn.

In diese Überlegungen kam der Vorschlag der Gemeinde, vorgetragen tragen von Herrn Bürgermeister Mönchenberg in der Generalversammlung am 10. Juli 1970, der Schützenverein möge sein Bauprogramm um den Anbau eines Saales mit Gemeindezuschuss erweitern.
Der einzige Saal im "Lamm" solle zu Wohnungen umgebaut werden. So verfüge Eschenbach für seine jetzt über 1100 Einwohner über kein größeres Lokal für örtliche Veranstaltungen und die Bürgerversammlung.
Diesem Vorschlag stimmte die Generalversammlung zu.

Mit diesem Bauprogramm beginnt der Chronist seine jahrelange Planarbeit für den Verein bis zum Abschluss des wohl größten Bauvorhabens, in dessen Halle wir versammelt sind.

Das Unwetter am 1. Juli 1987 traf das Schützenhaus und die Sportanlage mit einer Überschwemmungskatastrophe verheerendsten Umfangs. Es schien, als ob der Wiederaufbau und die Instandsetzung des LG-Standes und Schützenhauses nicht mehr möglich war. Gemeindepläne zu einem gemeinsamen Bauwerk für TSV und Tennisclub auf dem Gelände des Schützenvereins kamen schließlich nicht zum tragen.
Auch diesen Schadensfall, abgerechnet ohne Eigenleistungen als unbezahlte Mitgliederarbeit, mit über 190.000 DM überstand der Verein.
Die Gebäudeversicherung wollte aber nicht mehr den Versicherungsschutz der Gebäude übernehmen, falls nicht Hochwasserschutzmaßnahmen gebaut würden. So musste der Erddamm gebaut werden und ohne diese Maßnahme wäre nach langwierigen Verhandlungen mit den Behörden dieser Bau nicht mehr möglich gewesen!
Auf einem verdohlten Bach gibt es eine solche Bauanlage nicht mehr!
Eine überschlägige Berechnung der allein seit 1970 getätigten Investitionen für die Anlage kommt auf rund 800 000.-- DM.
Damit ist über den Gesamtwert der Bauten und des Grundstücks zugleich eine Schätzungsvorgabe gecht.
Das jetzt abgeschlossene größte Einzelvorhaben allein: ~ 300.000,00 DM.

Freilich darf nicht unerwähnt bleiben, dass, so wie bereits beim Bau des Schützenhauses 1957/59, die Gemeinde Eschenbach unter ihren Bürgermeistern Stolz, Mönchenberg und aktuell Schubert, mit den jeweiligen Gemeinderäten auch viele Förderbeiträge geleistet hat.
Dazu kam die Ausschöpfung möglicher Staatszuschüsse. Gerade die Fremdförderung wird zukünftig nicht mehr in ähnlichen Größenordnungen möglich sein.
Deshalb erfüllt es auch den Chronisten mit Genugtuung und Stolz, gemeinsam, beginnend mit dem verstorbenen Vorstand Adolf Stohrer und über 20 Jahre mit dem Vorstand Hans Straub und Schatzmeister Erwin Brückner, durch eine - ich sage es halt so - geschickte Finanzpolitik dem Verein eine schuldenfreie Anlage übergeben zu können!

Und es bleibt noch eine kleine Rücklage! Das können wenige Vereine und kaum Kommunen, Kreise, Länder und Bund aufweisen!


Man kann halt auch für einen Verein nicht jeden selbstlosen Schritt spektakulär und öffentlich dem letzten vermeintlichen Kritiker auftischen!



Alles kann man anders machen!
Aber nur hinterher zu wissen, wie es andere hätten machen sollen, das ist keine Leistung! Selber tun, ist besser!   

Eine Reihe besonderer Vereinsereignisse ist zu erwähnen.
In einem 3-tägigen Festprogramm wurde im Juli 1973 die 50-Jahrfeier des Schützenvereins abgehalten. Das war nicht nur ein Fest für den Verein, nein, auch ein Fest für die gesamte Bevölkerung.

Mit einem noch umfangreicheren und anspruchsvolleren Festprogramm wurde gleichfalls über 3 Tage die Fahnenweihe 1981 gefeiert. Kinderfest, Festzug und Großer Bunter Abend waren der Rahmen.
Mit großer Freude konnte unser Verein die Teilnahme des Partnervereins "Feuer-Schützengesellschaft "Seerose" aus Eschenbach/Oberpfalz am Fest begrüßen. Leider ist dieser eigenständige Verein inzwischen nur noch eine Abteilung in einem Sportverein.

Über die schießsportlichen Erfolge des Vereins aus Mannschaft- und Einzel-Wettbewerben auch nur einen geringen Auszug zu vermitteln, reicht der zeitliche Rahmen dieser Veranstaltung nicht! Mit "Großen und Kleinen Nadeln" konnte der Verein schon Erfolge feiern. Weitgespannte Vereinskontakte sind aus den 50-er und 60-Jahren zu vermerken. Seither hat die Wettbewerbsplanung des Verbandes diese Aktivitäten räumlich und zeitlich enger gelenkt.

Während die Sporterfolge bis 1973 nur in den Protokollen sporadisch vermerkt sind, liegen darüber in 3 Ordnern die Belege lückenlos vor. Auch dem stets arbeitswilligen Chronist ist es nicht möglich gewesen, eine zeitliche Sichtung darüber vorzunehmen. Erst seit ein paar Wochen stehen mir diese Ordner zur Verfügung. Allgemein darf aber angenommen werden, dass diese Erfolge von Mannschaften und Einzelschützen laufend aus den öffentlichen Publikationen so bekannt sind, so dass eine lückenlose Aufzählung für heute nicht möglich ist. Zu erfolgreich war und ist der Schützenverein Eschenbach, um in Kürze der gebotenen allseitigen Würdigung nachkommen zu können.

Sehr bemerkenswert ist bei den Wettbewerbserfolgen, dass besonders die Schützenjugend, männlich wie weiblich, seit 1986 alljährlich mit glänzenden Leistungen aufwartet. Es sind Siegerlisten, auf denen immer wieder die gleichen Namen zu finden sind.
Das gilt auch für die Altersklassen. Es wäre deshalb verfänglich, hier eine Reihung zu versuchen. Zu leicht könnte jemand vergessen werden.

In einer vorgesehenen nachträglichen Jubiläumsschrift sollten die herausragenden Einzel- und Mannschaftserfolge chronologisch aufbereitet werden; der Chronist konnte das für heute nicht leisten.

Seit 1950 haben als Vorstände den Verein geleitet:

1950 - 1954 Gotthilf Straub
1954 - 1956 Karl Seybold
1956 - 1966 Adolf Stohrer (Fuhrunternehmer)
1966 - 1978 Adolf Stohrer (Schmiedemeister)
1978 - 1999 Hans Straub
und jetzt seit 26.3.1999    Karl Stohrer

Am längsten amtierte Hans Straub. In den gut 20 Jahren und weit zurück in anderen Vereinsämtern tätig, sind in den 2 Jahrzehnten seiner Vorstandsschaft unstreitig die wichtigsten Weichenstellungen für den Verein erfolgt. Das schmälert nicht die Leistungen der Vorgänger und auch nicht jener vielen treuen Mitglieder, die sich für Vereins-aufgaben Ämter aufgebürdet haben, oder auch nur einfach aktive Vereinshelfer waren.

Ich bin sicher, dass Vorstand und Ausschuss für Hans Straub in Würdigung seiner Verdienste, unabhängig von Altersfragen, eine angemessene Ehrung finden.

Nun beginnt für den Schützenverein der neue Abschnitt zum nächsten Jubiläum zur runden 100-Feier!

Die Kurzchronik hat aufgezeigt, in welchen Notzeiten der Verein entstanden ist. Nach den Wechselläufen der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit hat er zu neuer Blüte gefunden. In einem kleinen Dorf gegründet, jetzt ein Verein in einer Gemeinde mit über 2200 Einwohner wird zukünftig alle Kraft aufgewendet werden müssen, um den Platz zu halten, den er in der Gemeinde und in der Öffentlichkeit hat.

Die Reizüberflutung der Zeit mit immer neuen Freizeitangeboten macht schon jetzt den Vereinen Sorgen um den traditionellen Bestand.
Das wird zunehmen.
Vereine mit eigenen Häusern, wie auch unser Verein, werden, zumindest aus diesem Kristallisationspunkt heraus, die Bestandssicherung bestehen.
Gut ist, wenn dazu ein zweites Standbein die finanzielle Stütze bietet. Aus Vereinsbeiträgen allein lassen sich auf Dauer solche Anlagen mit Gebäuden und Nebenlasten nicht unterhalten.

Möge der Schützenverein Eschenbach das nächste Vierteljahrhundert wie bisher erfolgreich bestehen. Für diesen Verein und für alle Ortsvereine überhaupt, muss  ein Platz auch weiterhin in dieser Gemeinde bleiben!

Die traditionelle Bodenständigkeit des Schützenvereins, seine freundschaftliche Offenheit  zu anderen zu anderen Vereinen, gleich welcher Zielsetzung, ist sichere Gewähr für eine glückliche Entwicklung.
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Julius Glietsch  8.5.1999

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